Geschichte

AUS DER VEREINSGESCHICHTE
Die Gründung und Anfänge von 1851 – 1932
Aus mündlichen Überlieferungen und schriftlichen Aufzeichnungen geht hervor, dass in Pottschach schon vor 200 Jahren gerne gesungen und musiziert wurde.
So beschloss 1851 der 19-jährige Musiker und Schuhmachergeselle Mathias Schober aus Pottschach Nr. 49, das ist heute das Haus Pottschacher Straße Nr. 102, mit seinen Freunden die erste Musikkapelle Pottschach zu gründen.

Bild links
Mathias Schober, Gründer und Erster Kapellmeister der Musikkapelle Pottschach. Die Aufnahme stammt aus dem Jahre 1895.

Foto: 1. Pottschacher Musikverein

Es waren einfache, musikalisch begabte Männer, die aus Freude zur Musik ihre Instrumente erlernten. Damals kannten die wenigsten Musikanten die Notenschrift. Am Abend, nach getaner Arbeit, setzten sie sich oft zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Dabei lernte die Jugend die Melodien der Lieder und Tänze nach dem Gehör von ihren älteren Dorfbewohnern. Einen Musikunterricht, wie wir ihn heute kennen, konnten sich nur Eltern, die finanziell gut gestellt waren, für ihre Kinder leisten. Aus dem abendlichen Musizieren bildete sich die eine oder andere Gruppe, die dann bei verschiedenen Anlässen zum Tanz aufspielte. Einige Namen solcher Partien sind uns schriftlich überliefert. Sie lauten: Schober, Gansterer, Strenberger, Zuckerhut, Schmidt, Windbacher, Ehrenböck und Fuchs. Sie gehörten auch zu den ersten Mitgliedern der von Mathias Schober gegründeten Musikkapelle Pottschach.
Wie alle jungen MÄnner, so musste auch Herr Schober des Kaisers Soldatenrock anziehen. Um nicht die ganze Militärzeit dienen zu müssen, kaufte sich Herr Mathias Schober mit 600 Gulden Conventions-Münzen vom Rest des Militärdienstes frei. Wie uns das "Entlassungs-Certificat" bestätigt, wurde er nach 4 Monaten und 21 Tagen, am 21. August 1853, als 21-jähriger einfacher Soldat des k.k. Linien-Infanterie-Regiment Nr. 49, Freih. v. Hess, 16. Feldkompanie, entlassen.
Urkunde: Leopold Schober
Bild oben: Entlassungsschein
Mathias Schober heiratete 1856 Maria Darrer, die Erbin des Bauernhofes Liesling Nr. 2, Gemeinde Buchbach. Auch als Bauer blieb Mathias Schober der Musik-Kapelle Pottschach als Kapellmeister erhalten. Dazu berichtete sein Urenkel, Herr Leopold Schober aus Liesling Nr. 2, folgende Geschichte: "Der Musikkapelle fehlte eine Basstuba, "Bombardon" genannt, doch sie verfügte nicht über das dazu nötige Geld. So entschloss sich Mathias Schober eine Kuh von seinem Bauernhof zu verkaufen, um das benötigte Blechblasinstrument an- schaffen zu können."
Mathias Schober war nicht nur Gründer, sondern über 30 Jahre hindurch der erste Kapellmeister der Musik-Kapelle Pottschach.
Eine schwere Zeit für die Musikkapelle war während des Ersten Weltkrieges. Ein Großteil der Musiker stand an der Front. Für Kapellmeister Gregor Schober war es sehr mühsam die Vereinstätigkeit einigermaßen fortzuführen.

1926 entschlossen sich die Mitglieder des Musikvereines die Musikkapelle als offiziellen Verein, behördlich unter dem Namen „1. Pottschacher Musikverein“, anzumelden.

 

Eine 2. Kapelle entsteht
Im Jahre 1932 kam es durch Unstimmigkeiten innerhalb des Vereines zu einer Spaltung. Ein Teil der Musiker blieb dem 1. Pottschacher Musikverein nach wie vor treu. Die zweite Gruppe gründete am 21. August 1932, die „Feuerwehrmusikkapelle Pottschach“. Nicht genug, dass die beiden Kapellen in Konkurrenz traten, litt auch die musikalische Leistung beider Vereine darunter.

Foto: 1. Pottschacher Musikverein
Bild oben: 1935, Feuerwehrmusikkapelle Pottschach
V.l.n.r. im Bild erkennbar:
1.R. stehend: Schober Karl (Stabführer)
2.R. stehend: X, Schober Alois jun., Schober Alois sen., X, Schöggl Franz, Schober Heinrich
3.R. stehend: X, X, Lang Johann, X, X, X
4.R. stehend: X, X, Schober August, X, X, X
5.R. stehend: X, X, X, X, X

 

Die Jahre 1938 – 1945
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP im März 1938 wurde dem 1. Pottschacher Musikverein mit Herrn Franz Plangl ein kommissarischer Obmann vorgesetzt. Er führte die Auflösung des 1. Pottschacher Musikvereines unter der Nr. 136/1938, Zl. 136 durch. Gleichzeitig ließ Herr Plangl die neu gegründete „Orts-Musik-Kapelle Pottschach“ ins Vereinsregister eintragen. Den Mitgliedern der Feuerwehrmusikkapelle empfahl man, sich mit der neuen Orts-Musik-Kapelle zusammenzuschließen. Die Auflösung der Feuerwehrmusikkapelle erfolgte zu einem späteren Zeitpunkt. Am 30. November 1938 hielt die Ortskapelle eine Ausschusssitzung ab. In dieser übergaben die ehem. Vorstandsmitglieder der Feuerwehrmusikkapelle dem kommissarischen Leiter der Orts-Musik-Kapelle das Inventar und die Liste ihrer aktiven bzw. passiven Mitglieder. Damit galten sie automatisch als ordentliche Mitglieder der Orts-Musik-Kapelle Pottschach. Lediglich der Kassier der Feuerwehrmusikkapelle, Herr Erwin Kogelbauer, musste bis zum Jahresende die fehlenden Mitgliedsbeiträge einkassieren und die Kassa abschließen. In der Ausschusssitzung vom 24. Feb. 1939 übergab Herr Kogelbauer dann dem bestellten Kassier der Orts-Musik-Kapelle die Kassa samt Kassabuch und Belegen. Danach überprüfte der kommissarische Obmann die Unterlagen. In dieser Sitzung wurde die noch ausständige Generalversammlung für das abgelaufene Jahr 1938, auf den 5. März 1939 festgelegt. Nach der Eröffnung der Generalversammlung am 5. März 1939 im Vereinsgasthaus Baumgartner erklärte der kommissarische Obmann, Herr Plangl, dass die Vereinigung beider Vereine vielmehr als eine freiwillige als eine Zwangsmaßnahme anzusehen sei, denn es galt nach den Grundsätzen Hitlers, eine einige und starke Volksgemeinschaft zu bilden.
In seinem Tätigkeitsbericht gab Kapellmeister Wöryant bekannt, dass neben 39 Blasmusikproben, auch sechs Proben für die Streichmusik abgehalten wurden. Für die Partei musste bei Aufmärschen und Kundgebungen 15 mal gratis gespielt werden.
Im Punkt fünf der Tagesordnung der Generalversammlung stand die Wahl des Obmannes. Mittels Stimmzettel wurde Johann Selhofer mit großer Mehrheit zum 1. Obmann wieder gewählt. Obmann Plangl erklärte, dass der neue Obmann gewählt sei und er in Zukunft sämtliche Funktionäre der Ortskapelle ernennen wird. Eine weitere Wahl war zu dieser Zeit nicht vorgesehen, sondern sie wurden ernannt. Jeder musste seine Funktion annehmen und diese pflichtgemäß durchführen. Gleichzeitig gab Herr Plangl bekannt, dass er seine Tätigkeit als kommissarischer Leiter für beendet betrachtet, aber als Vermittler zwischen Partei und Musikverein weiterhin fungieren werde.
Die Ernennung der Vorstandsmitglieder wurde nach den Vorschlägen der Ausschußsitzung vom 24. Februar 1939 durchgeführt. Diese lauteten:
  1. Obmann: Selhofer Johann
  2. Obmann: Ponweiser Peter
  1. Kassier: Seelhofer Josef
  2. Kassier: Lang Johann
  1. Schriftführer: Haberler Josef
  2. Schriftführer: Holzer Karl
  1. Archivar: Lesjak Wilhelm
  2. Archivar: Schauer Franz
  1. Kapellmeister: Wöryant Alexander
  2. Kapellmeister: Wallner Franz
  1. Kontrollor: Pehm Heinrich
  2. Kontrollor: Halmer Franz
 
Bei der Versammlung wurde gesprochen, dass bedingt durch den Zusammenschluß der beiden Vereine, die Orts-Musik-Kapelle mit zwei verschiedenen Uniformen ausrücken müsse. Obmann Selhofer ersuchte nun Herrn Plangl mit der Ortsgruppenleitung ein Gespräch aufzunehmen, ob eine Sammlung für die Anschaffung neuer Uniformen abgehalten werden dürfe. In der Ausschusssitzung vom 23. April 1939 berichtete Obmann Selhofer, dass die Kreisbehörde keine Bewilligung zu einer Sammlung erteile. Daraufhin beschlossen die Vorstandsmitglieder, zumindest einheitliche Kappen anzuschaffen.
Am 1. Sept. 1939 kam es zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Am Jahresende konnte Kapellmeister Wöryant noch einen positiven Bericht für 1939 geben. Die Musikkapelle hielt 32 Proben ab. Sie spielte drei Konzerte, sechs mal für die Partei und nahm an zwei kirchlichen Veranstaltungen aktiv teil. Bedingt durch die Kriegsdienstleistungen vieler Musiker gab es 1940 sechs, 1941 drei und ab 1942 keine Musikproben mehr. Trotzdem war es Herrn Kapellmeister Wöryant bis 1944 gelungen, mit einer sehr stark reduzierten Musikkapelle bei den Parteiveranstaltungen und anderen Anlässen im Ort mitzuwirken. Auf Grund einer Parteiverordnung beschloss die Generalversammlung am 11. Jänner 1942 die Funktionsbezeichnung „Obmann“ in die eines „Vereinsführers“ umzubenennen. Weiters kam man überein, jedem eingerückten Musikkameraden zehn RM als Gruß von der Heimat zu übermitteln.
Soweit es im Protokollbuch nachzulesen ist, fand am 21. Jänner 1943 die letzte Generalversammlung der Orts-Musik-Kapelle während des Krieges statt. Von den 14 anwesenden Musikern ernannte der Vereins-führer damals folgende Kamareaden zu Vorstandsmitgliedern:
Die erste Musikprobe wurde für den 31. März 1946 anberaumt

Zum ersten musikalischen Auftritt der Musikkapelle nach dem Zweiten Weltkrieg kam es um den 20. April 1946. Es war die Verabschiedung der Russen von Pottschach. Der russische General ließ sich von seinem Quartier in der jetzigen Pottschacher Straße Nr. 92 bis zum ehem. Gemeindeplatz vom Musikverein mit Marschmusik begleiten. Dort traf er sich mit seinen Soldaten, um nach Neunkirchen weiterzufahren. Als die Musikanten zum Gemeindeplatz einschwenkten, erkannten sie den bei der Elisen-Villa stehenden Mann, das ist heute das Haus Dr. Karl-Renner-Straße Nr. 6, als ihren Musikkollegen Josef Stöger. Dieser war kurz zuvor aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Nach einer freudigen Begrüßung luden die Musikanten Herrn Stöger zur nächsten Probe ein. Nach Angaben seiner Tochter, Frau Johanna Wesecky, war dies die zweite Musikprobe des Vereines nach dem Kriegsende, an der auch ihr Vater teilnehmen konnte.

 

Die Namensänderung

Mit der Zustellung des Bescheides vom 6. Februar 1947 der Sicherheitsdirektion für das Land Niederösterreich, Zl. 482/3 – S.D./47, trat die Verfügung Nr. 136/1938 Zl.136 über die Auflösung des Vereines: „1. Pottschacher Musikverein“ außer Kraft. Mit diesem Bescheid war der Musikverein berechtigt, sich ab 6. Februar 1947 wieder als „1. Pottschacher Musikverein“ zu bezeichnen.

 

Die Einführung eines Stabführers
In der Generalversammlung vom 26 Dez. 1965 wurde der Beschluss gefasst, einen Stabführer zu bestellen. Dies wirkte sich für die Kapelle positiv aus.

 

Die Ehrenmitglieder
  Präsident: Samwald Franz NR Bgm. 1981
  Ehrenpräsident: Höller Erich VBgm. StR. 1986
  Ehrenobmann: Lang Johann 1972
  Ehrenkapellmeister: Mayerhold Leopold 1967
    Schober Gregor 1920
  Ehrenmitglieder: Albrecht Mathias 1951
    Baumer Heinrich 1969
    Durdis Rudolf 1951
    Gruber Franz 1951
    Hadl Mathias 1969
    Holzer Karl 1974
    Könighofer Johann 1977
    Reiterer Hannelore 1994
    Schober Alois 1951
    Schober August 1969
    Schober Josef 1969
    Stanko Josef 1951
    Stöger Josef 1972
    Stückler Georg 1976
    Wagner Josef 1947
    Wallner Johann 1976
  Ehrenring: KR Pfarrer Groß Johannes

1997

 

Diese Namen wurden in den Aufzeichnungen des Musikvereines vorgefunden, doch es kann kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden.

Dies ist ein Auszug der Festschrift zum 150-jährigen Bestandsjubiläum des 1. Pottschacher Musikvereines. Wenn Sie mehr über die Geschichte des Musikvereines erfahren möchten, können Sie bei jedem Musikvereinsmitglied diese käuflich erwerben!